Es gab da mal eine Diskussionsrunde im WDR ("Hart, aber fair"), die zum besten Komödienprogramm gehörte, das ich je gesehen habe. Da wurde tatsächlich ein Bericht gezeigt, in dem man die "Killerspiele" eben nicht zeigte, weil man die Brutalität dem Publikum nicht zumuten wollte. Statt dessen gab es weiße Schrift auf schwarzem Grund; ein Erzähler las das dem Zuschauer noch einmal vor. Wohlgemerkt lief das Ding nach 22 Uhr; das beschriebenes Spiel hatte eine USK16[1] (GTA San Andreas)!
Eine Politikerin erklärte vor dem Beitrag, sie hätte sich vor der Sendung erst einmal informieren müssen, was "Killerspiele" überhaupt seien (wieso haben die dann nicht gleich den Hausmeister da hin gesetzt?). Der Begriff sei ihr aber zu hart. Diese Meinung revidierte sie nach der Mini-"Reportage" umgehend. So treffen also unsere Politiker ihre Entscheidungen
.
Als wäre das nicht lächerlich genug, wurde ein paar Minuten später ein zweiter Beitrag eingespielt. Der Interviewte, der die Spiele verteidigte, hatte hinter sich mindestens fünf Großbildschirme, auf denen genau die Spielszenen zu sehen waren, die man im ersten Beitrag dem Publikum nicht zumuten wollte.
Vergleicht man das mit der Berichterstattung der 80er Jahre über sog. "Gewaltvideos"[2], kommt man um die Parallelen nicht herum. Offenbar braucht die Gesellschaft einen medialen Sündenbock, dem man die Verfehlungen der Politik sowie der Gesllschaft anlasten kann.
Seit der zunehmenden Popularität und Verbreitung der Videospiele hat sich der Fokus verlagert: Was früher umgehend beschlagnahmt worden wäre, kommt heute ungeschnitten FSK-freigegeben auf DVD[3] - und keine Sau schert es, weil alle auf die Spiele schauen.
Bimmbamm
[1] Nach 22 Uhr dürfen Spielfilme mit der Freigabe "FSK16" ausgestrahlt werden - Spielszenen offenbar nicht!
[2] "Mama, Papa, Zombie" hieß eine der "Reportagen", die heute als "Kult" gilt, weil sie so unfreiwillig komisch ist
[3] Mit Ausnahmen, wenn wie im Falle "Battle Royale" ausnahmsweise mal nicht die Politik 'rumspinnt, sondern die "SPIO" selbst