Ich fang mal anders an (: irgendwie geht der Thread grad in die falsche Richtung.
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Ich war in sehr jungen Jugendzeiten immer auf Achse.
Mein bester Freund war 5 Jahre älter als ich und ein Punk, aus der richtigen Punk-Szene.
Das heißt, er war nicht ein Ärzte-hörender Konzertspringer, sondern ein Mensch der ununterbrochen provoziert, rebelliert und "sigiert" hatte. Er trug stets rotkarierte Hosen, stahlbeschlagene Springerstiefel, ein richtiges Hundehalsband, einen recht großen blonden-roten Iro und sein Gesicht war ne Piercingsammlung. Rein menschlich, war er total okay, er war ein extremer Philosoph und war ab und an auch recht dumm, wenns um menschliches ging. Er interessierte sich sehr für Politik und arbeitete beruflich als Lagerist.
Ich hab mittlerweile schon mehrere Jahre keinen Kontakt mehr zu ihm, weil sich der Kontakt verlaufen hat und weil ich diese "Szene-Menschen" vermeide. Aber dennoch, hab ich immer wieder auf solche "Punks" getroffen. Und jene Punks, wussten nichtmal was New-Wave ist
Die wussten nix von Crass oder Dead Kennedys.. für die waren die Ärzte und Exploited schon Oldies
Auf alle Fälle, waren es bösartige Menschen. Sie verurteilten andere als "Pseudos", weil sie nicht grad Fans der toten Hosen waren. Sie verurteilten Leute, die ab und an mal Rock hörten - sich aber Einstellungstechnisch dennoch als Punks bezeichneten. Sie verurteilten Leute, welche tausendmal mehr über die Szene wissen, welche sie zu verteidigen versuchten.
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Ich kannte viele Menschen aus vielen dieser Szenen. Zu einigen gehörte ich in meiner Jugend ebenfalls.
Und irgendwie, je mehr diese Szenen zum "Jugendkult" werden, desto extremer werden sie.
Sagt jemand "Ich bin Satanist" wird er verböhnt - aber Einstellungstechnisch ist fast jeder Mensch ein Stück "Satanist". Es weiß nur keiner, weil keiner einen Schimmer hat was Satanismus eigentlich ist.
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Ich gehöre keiner Szene mehr an.
Ich höre harte Musik, schäm mich aber nicht, wenn ich mal zu ner alten Guns'n'Roses CD greife und bei "November Rain" träume. Ich mag gothische Bilde, schäme mich aber nicht, wenn ich ab und zu bei grell-kitschigen Punk-Skulpturen schmunzle. Ich gehe und arbeite auf Metalfestivals, schäme mich aber trotzdem nicht zu sagen, dass ich auch schon mal in ner Oper war. Ich stehe auf Splatter-Filme, bin aber trotzdem nicht zu feige zuzugeben, dass ich Angst vor Spritzen hab.
Und dieses "Nicht-Angehören", gibt einen gewissen Schutz.