Zahlreiche Legenden umranken Kvothe, den berühmt berüchtigtsten Zauberer und Musiker aller Zeiten - Geschichten von Genius, Schönheit und Heldentum sowie Ignoranz, Verrat und abscheulichen Verbrechen.
Ein eifriger Chronist will das Gespinst aus Lügen und Wahrheit durchdringen und spürt den Zauberer in einem Provinznest auf, wo er in einer Taverne arbeitet und auf das endgültige Vergessen wartet. Nur widerwillig teilt Kvothe seine Erinnerungen. Doch manchmal müssen Helden daran erinnert werden, dass sie Helden sind und gebraucht werden.
DER NAME DES WINDES ist allen Lesern von High Fantasy uneingeschränkt zu empfehlen. Insbesondere Fans von Joe Abercrombie, Robin Hobb oder Steven Erikson werden von Patrick Rothfuss begeistert sein. Nicht umsonst erreichte DER NAME DES WINDES als Debütroman einen Top Ten Platz der New York Times Bestsellerliste und heimste etliche Preise und Nominierungen ein. Rothfuss überzeugt mit sprachlichen Qualitäten sowie einer beeindruckenden Vielschichtigkeit und einem Auge fürs Detail, was sich in Charakterdarstellung, Atmosphäre, Setting und Handlungsverlauf widerspiegelt.
Der Protagonist Kvothe ist der Angelpunkt des Buches und der gesamten Trilogie. Man begegnet ihm in der 3. Person Gegenwart als gebrochenen Mann, der widerwillig seine Memoiren diktiert sowie als Ich-Erzähler, der seine Kindheit als Teil einer Wandertruppe und Jugend an der Universität für Magie wiederaufleben lässt. Was sich nach Opas öder Erzählstunde anhört, nach altbekanntem Fantasykonzept, entpuppt sich als packender Entwicklungs- und Abenteuerroman. Kvothe ist ein vielschichtiger und faszinierender Charakter. Obwohl man ihm in der Ich-Form rasch nahe kommt, bleibt ein Teil von ihm undurchsichtig. Trotz seiner Talente ist er menschlich. Er begeht Fehler, aus Unwissenheit, Arroganz oder Unbesonnenheit (viele seiner späteren Probleme und sein schlechter Ruf gründen darin) und wird durch seine schwierigen Lebensumstände aufgehalten. DER NAME DES WINDES ist das erste Fantasybuch, das ich gelesen habe, in dem Geldmangel ein gravierendes Dauerhindernis für den Hauptcharakter ist. Gerade diese Menschlichkeit macht Kvothe so sympathisch.
Obwohl das Buch streckenweise düster ist, wird es durch Lebensfreude gepaart mit intimen Momenten aufgehellt.
Einziger Wehmutstropfen ist, dass der Leser wenig von den aktuellen Zuständen in Kvothes Welt erfährt - es gibt allenfalls Andeutungen von einem kürzlich beendeten Bürgerkrieg (an dem Kvothe mitschuld gewesen sein soll) und einer magischen (Monster-)Plage. Aber die gegenwärtige Situation steht auch nicht im Mittelpunkt des Buches, sonders Kvothes Vergangenheit. Ich schätze, dass Rothfuss im zweiten Band von Kvothes Abenteuern als Erwachsenen erzählen und im dritten Band die 'Gegenwart' weiterlaufen lassen wird (nach dem Motto: Memoiren als Therapieform für einen gefallenen Helden).
DER NAME DES WINDES ist eines der wenigen Bücher, die mich wünschen lassen, bessere Lobgesänge schreiben zu können. Es hätte sie sich verdient.