The Reptil
Rare-Mob
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Der Begriff „Kreuzzug“ beschränkt sich nicht nur auf die historischen Kreuzzüge, sondern wird heute auch im übertragenen Sinne gebraucht. Seine abschätzige Verwendung als negatives Gütessigel in der internationalen politischen Rhetorik wird im westlichen Europa gewöhnlich als eine durch und durch absurde und abwegige Bezugnahme auf einen längst überwundenen Anachronismus wahrgenommen und stößt dort deshalb weitgehend auf strikte Ablehnung.
Allgemeine Begriffsverwendung [Bearbeiten]
„Kreuzzug“ wird im Deutschen wie im Englischen auch als Synonym für eine gesellschaftliche Anstrengung oder organisierte Kampagne verwendet, die der Durchsetzung bestimmter Ziele dienen soll. Es wird z. B. von „Kreuzzügen“ gegen die weltweite Kinderarmut oder gegen Krankheiten und Seuchen gesprochen. In politischen Debatten wird der Begriff nicht selten polemisch eingesetzt, um ein Vorgehen der Gegenseite als weitaus überzogen zu brandmarken, beispielsweise wenn in einem verbalen Schlagabtausch von einem „Kreuzzug gegen die Internet-Infrastruktur“ die Rede ist.
Politische Verwendung des Begriffs [Bearbeiten]
* In den USA wurde die Beteiligung an der Befreiung Europas von der Herrschaft des Nationalsozialismus häufig mit dem Begriff „Kreuzzug“ assoziiert. So gab etwa der US-Oberbefehlshaber und spätere US-Präsident Dwight D. Eisenhower seinem Kriegstagebuch den Titel Crusade in Europe.
* Im Zwanzigsten Jahrhundert bezeichnete der evangelikale Massenprediger Billy Graham seine Großveranstaltungen, auch zur Truppenbetreuung im Vietnamkrieg, als „Crusades“, engl. für Kreuzzüge.
* Der US-Präsident George W. Bush bezeichnete den dritten Irakkrieg wiederholt als „Kreuzzug gegen Terroristen“. Auf Drängen seiner Berater verzichtete Bush jedoch schnell wieder auf diesen Begriff, vornehmlich wegen seiner historisch-inhaltlichen Bedeutung. Umgekehrt werden die westlichen Staaten, insbesondere soweit sie sich an der Eroberung und Besatzung des Irak beteiligen, in arabischen Ländern häufig als „Kreuzritter“ oder „Kreuzzügler“ bezeichnet, denen der gesammelte Widerstand der Muslime zu gelten habe.
* Der italienische Reformenminister Roberto Calderoli aus der rechten Regierungspartei Lega Nord rief als Reaktion auf die Proteste in der islamischen Welt im Karikaturenstreit den Papst dazu auf, sich an die Spitze eines „neuen Kreuzzugs“ gegen die Muslime zu stellen.
* Im Juli 2006 veröffentlichte Al-Qaida eine Videobotschaft mit dem Titel „Der Zionisten-Kreuzritter-Krieg gegen Libanon und die Palästinenser“, in der gegen die angebliche „Kreuzfahrer-Allianz“ westlicher Staaten mit Israel polemisiert wird, hier online. Die Gründe, weshalb Al-Qaida offenbar wirkungsvoll zum Kampf gegen die „Kreuzritter“ aufrufen kann, hat Amin Maalouf [7] diskutiert; er zieht Parallelen zu den Vorgängen bei der Eroberung der Stadt Maarat an-Numan 1098.
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