1.) Dem Thread-Ersteller zolle ich meinen allergrößten Respekt. Ein sorgsam recherchierter und aufwändig geschriebener Artikel zu einem durchaus nicht ganz unwichtigen Thema.
2.) Auch Herrn Pfeiffer zolle ich meinen Respekt: "Ich habe noch nie ein so schönes Spiel gesehen von der Ästhetik her." Es passiert nicht oft, dass Leute, die mit dem Jugendschutz wedeln auch nur einen Blick in die Spiele, die sie kritisieren, tun. Und Herr Pfeiffer scheint mit seinen fast 100 Jahren tatsächlich wie 10 Mio andere Menschen zumindest erahnen zu können, mit was für einem Kunstwerk er es bei WoW zu tun hat.
Jetzt aber zur Frage, ob WoW evtl. tatsächlich dank seinen Erweiterungen einer neuerlichen Prüfung unterzogen werden müsste.
Da es bei WoW weder "geschlechtsbetont" zugeht, noch die Erziehung zu einer "eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit" schwer gefährdet wird (hier würde dann, wenn überhaupt die Suchproblematik greifen - dazu aber bedarf es dann wohl doch noch einiger gesetzgeberischer Vorarbeiten), müsste wohl geprüft werden, ob WoW "besonders realistische, grausame und reißerische Darstellungen selbstzweckhafter Gewalt beinhalten, die das Geschehen beherrschen" (alle Zitate §15 JuSchG).
Also subsumptionieren wir einmal:
- besonders realitisch? nein! Die einen sagen: comichaft, die anderen (wie ich finde sogar passender): ästehtische Darstellungen.
- grausam? womöglich. Aber stets eingebettet in eine Geschichte. Arthas z.B. wird immer wieder als gefallener Held dargestellt, der erst durch seinen Fall grausam wurde.
- reißerisch? ich denke: nein.
- selbstzweckhaft? Gerade die angesprochenen Folter- und Horrorszenen werden im Spielgeschehen erklärt und im Falle der Elektrofolter in der Boreanischen Tundra vom Auftraggeber sogar explizit abgelehnt und nur als letztes Mittel geduldet (im übrigen ein sehr lehrreicher Bezug zur gegenwärtigen Terrordebatte - oder auf "24", ok
) ).
Insgesamt, denke ich, dass eine stärkere Kontrolle der Spielzeiten Minderjähriger bespielsweise eine sehr berechtigte Forderung sein könnte, gerade in hinblick auf das Suchtpotential, das MMOGs entfalten. Der Versuch potentiell Gefährdete über den Weg einer sog. "Indizierung" vor WoW zu schützen, halte ich allerdings für unstatthaft und glaube auch nicht, dass er Erfolg haben könnte.